„Früh los“: bewegende Vorlesegeschichte über das Jungsein und das Altwerden

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Wenn Großeltern und Enkelkinder miteinander Zeit verbringen, wer muss dann eigentlich Rücksicht auf wen nehmen? Mit dieser spannenden Frage beschäftigt sich die Vorlesegeschichte „Früh los“ von Daniel Fehr.


Jon darf mit seinem Opa auf den großen Berg wandern. Dafür müssen beide (das verrät schon der Titel) ganz früh los. Jon freut sich auf das Abenteuer, so sehr, dass er kaum schlafen kann. Als es endlich losgeht, tanzt und tobt der Junge den Weg entlang und saugt alles um ihn herum in sich auf. „Eine Waldmaus“, ruft Jon seinem Opa zu, „jetzt ist sie weg. Hast du sie gesehen?“

„Früher habe ich jedes Tier gesehen“, sagt Opa. Aber die flinke Waldmaus heute? Die hat er verpasst. Die war einfach zu schnell.

Jons Opa geht den Weg langsam und gemächlich, während Jon um ihn herumturnt. Als der Opa eine Pause braucht, will Jon Steine übers Wasser springen lassen, so wie es sein Opa ihm beigebracht hat. Doch Jons Stein platscht in den See und geht ohne Hüpfer unter. „Der war zu alt“, weiß der Opa. „Die alten springen selten gut.“

Bis rauf auf den Berg schaffen Jon und sein Opa es nicht. Lange vor dem Gipfel schon gibt Jon zu, dass er müde wird. Die beide kehren um. Das Abenteuer kann auch an einem anderen Tag beendet werden. Nach dem Abendessen entschuldigt Jon sich bei seinem Opa, dass er noch zu klein ist, um den ganzen Weg auf den Berg hoch zu schaffen. Doch der Opa hört ihn nicht mehr. Er ist bereits eingeschlafen.


Der Opa war doch auch erschöpft!


Ich lese die Geschichte von Jon und seinem Opa meinen Kindern (6 und 4 Jahre) vor. Dass der abgebrochene Ausflug nicht allein Jons Schuld ist, erkennt mein Sechsjähriger sofort: „Der Opa war doch auch zu erschöpft!“, stellt er fest. „Vielleicht war der Opa erleichtert, dass Jon nach Hause wollte?“, schlage ich vor. „Das glaube ich auch“, meint mein Sohn. Gut für beide.

Tatsächlich gelingt dem Autor Daniel Fehr mit der Geschichte über diese Wanderung eine schöne Allegorie über die verschiedenen Stationen des Lebens. Jon ist noch nicht stark genug, auf den Berg zu gelangen. Sein Opa nicht mehr stark genug dafür. „Früh los“ zeigt zwei Familienmitglieder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und die doch so viel gemeinsam haben.

Eine berührende Geschichte über die Beziehung zwischen Großvater und Enkel mit warmen Illustrationen von Lotte Bräuning.


„Früh los“ ist am 26. Januar 2021 erschienen bei Thienemann-Esslinger.
empfohlen ab 4 Jahre
ISBN: 978-3-522-45927-3

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