Wenn Großeltern ein Geschenk für ihre Enkel suchen, denken viele an die eigene Kindheit zurück: Bauklötze, Puppen, Malstifte – Spielzeuge, die Zeit überdauern. Doch wie hat sich das Spielen im Laufe der Jahrzehnte verändert? Und worauf sollten wir heute achten, wenn wir unseren Enkeln etwas schenken möchten, das Freude macht und die Fantasie anregt?
Darüber spricht Britta Loick, Geschäftsführerin von Playmais, Pädagogin und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Im Interview erzählt sie, warum Spielen heute wichtiger ist denn je, wie Geschenke Brücken zwischen den Generationen bauen können – und weshalb echte Kreativität immer dort entsteht, wo Kinder frei gestalten dürfen.
„Fantasie hat kein Verfallsdatum.“
Frau Loick, viele Großeltern denken beim Schenken sofort an ihre eigene Kindheit zurück. Gibt es Spielzeuge, die damals wie heute zeitlos sind?
Ja, es gibt Spielzeuge wie Bauklötze, Puppen oder Malstifte, die zeitlos sind, weil sie Kindern Freiheit geben, ihre Fantasie auszuleben. Genau darin liegt die Magie solcher generationsübergreifender Spielzeuge, denn Fantasie hat kein Verfallsdatum – sie endet nie, sondern entwickelt sich mit jeder Idee weiter.

Wenn Sie heute in ein Kinderzimmer schauen: Was hat sich am Spielen seit „früher“ verändert – und was ist im Kern gleichgeblieben?
Heute gibt es im Kinderzimmer viel mehr Vielfalt und digitale Medien, doch im Kern ist Spielen gleichgeblieben: Kinder wollen entdecken, gestalten und Geschichten erfinden.
Warum ist Spielen heute noch genauso wichtig wie damals, vielleicht sogar noch wichtiger?
Spielen war schon immer die intrinsische Form des Lernens. In einer Welt voller Reize, früher Leistungsansprüche und viel Bildschirmzeit braucht es mehr denn je Räume, in denen Kinder ohne Druck gestalten können. Beim freien Spiel trainieren sie Kreativität, Problemlösen und Feinmotorik, entdecken eigene Ideen und gewinnen Selbstvertrauen. Spielen ist kein „Zeitvertreib“, sondern die Grundlage dafür, wie Kinder die Welt verstehen – damals wie heute und heute sogar noch ein Stückchen mehr.
„Das Beste ist, wenn Kinder gar nicht merken, dass sie beim Spielen lernen.“
Wenn wir unseren Enkeln etwas schenken, wünschen wir uns leuchtende Augen. Gleichzeitig wollen wir die Eltern nicht mit „Plastikscheiß“ oder zu viel Krach verärgern. Wie finden wir das richtige Gleichgewicht?
Das beste Geschenk begeistert Kinder und entlastet Eltern. Aus meiner Erfahrung überzeugt ein Geschenk dann dauerhaft, wenn es Fantasie und eigenständiges Spiel anregt und zugleich in den Familienalltag passt – platzsparend und leise. Wichtig ist auch auf verantwortungsvoll hergestellte, unbedenkliche und möglichst nachhaltige Materialien zu achten.
Spielzeug soll Spaß machen, aber auch etwas „bringen“. Wie können wir als Großeltern durch unser Geschenk Neugier, Kreativität oder Selbstbewusstsein fördern – ohne dass es nach „Lernspielzeug“ aussieht?
Das Beste ist, wenn Kinder gar nicht merken, dass sie beim Spielen lernen, denn dann kann Neugier, Fantasie und Kreativität frei fließen und Selbstbewusstsein entstehen. Wichtig sind Spielzeuge, die offene Möglichkeiten bieten, damit Kinder eigene Ideen entwickeln und stolz auf ihr Ergebnis sein können. Offene Bastelmaterialien wie unser Playmais machen genau das möglich, ohne nach Lernspielzeug auszusehen.

Früher hat man „Mädchensachen“ und „Jungssachen“ klar getrennt. Heute hören wir, dass das überholt ist. Wie können wir als Großeltern durch unsere Geschenke eine offene und klischeefreie Welt unterstützen?
Kinder sind vielfältig, sollten nicht in Schubladen gesteckt werden und Gleichberechtigung beginnt im Kinderzimmer. Wählen wir bewusst Geschenke, die allen Ideen Raum geben, etwa offene Bastelmaterialien, neutrale Bausets oder Bücher mit vielfältigen Vorbildern, fördern wir Kreativität und Selbstbewusstsein statt Klischees.
Das Kinderzimmer gilt manchmal als „erste kleine Gesellschaft“. Warum beginnt Gleichberechtigung tatsächlich schon hier – und welche Rolle spielt Spielzeug dabei?
Bereits hier lernen Kinder zu teilen, Rollen auszuprobieren und miteinander umzugehen. Spielzeug kann dabei Türen öffnen oder Grenzen ziehen; offene Materialien geben allen Kindern die gleiche Chance, ihre Ideen umzusetzen.
„Wenn Großeltern Spielzeug schenken, das sie selbst kennen, entsteht eine wertvolle Verbindung.“
Wir Großeltern möchten gern ein Geschenk machen, das nicht nach zwei Tagen in der Ecke liegt. Woran erkennen wir, ob ein Spielzeug wirklich langfristig Freude macht?
Spielzeug macht dann langfristig Freude, wenn es Kindern offene Möglichkeiten bietet – alles mit festem Ablauf wird schnell uninteressant. Kreatives Material, bei dem sich das Spielzeug immer wieder erweitern und neu formen lässt, begleitet Kinder über lange Zeit und fördert dazu Fantasie, Sprache und Problemlösung.
Viele von uns greifen instinktiv zu dem, was wir selbst kannten: Eisenbahn, Puppenstube, Brettspiele. Was ist das Gute daran – und wo sollten wir auch mal neue Wege gehen?
Wenn Großeltern Spielzeug schenken, das sie selbst kennen, entsteht eine wertvolle Verbindung zwischen den Generationen. Klassiker wie Eisenbahn oder Puppenstube fördern seit Jahrzehnten Gemeinschaft und Fantasie. Gleichzeitig profitieren Kinder heute auch von neuen Materialien, die Kreativität und Offenheit sowie ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit unterstützen.

Kinder wollen heute oft digitale Geräte, während Großeltern eher etwas „Handfestes“ schenken möchten. Wie können wir diese beiden Welten zusammenbringen?
Digitale Geräte gehören heute zur Kindheit, doch in den ersten Jahren sind haptische Erfahrungen entscheidend. Vor dem Vorschulalter sollten Bildschirme deshalb nur sehr sparsam genutzt werden. Ab etwa sechs Jahren können Kinder digitale Medien bewusst und begleitet einsetzen, aber bitte immer als Ergänzung zu realen Erlebnissen, die Kreativität und Sinne anregen. Umgeben von Bildschirmen braucht es hin und wieder einen kleinen Anstoß, damit Kinder sehen, dass die analoge Welt genauso fesseln kann. Zeit schenken statt nur Dinge wirkt hier Wunder: gemeinsam basteln oder bauen, aufmerksam sein, miteinander sprechen. Ein Tipp wie man eine einfache Brücke zwischen den Welten schlagen kann ist es erst analog loszulegen, danach das Ergebnis zu fotografieren oder eine kleine Geschichte aufzunehmen – und anschließend wieder offline weiterzubauen. So entsteht eine Balance, in der Digitales inspiriert und das Echte prägt.
Und zum Schluss: Wenn Sie Großeltern einen einzigen Rat geben dürften – worauf sollten wir beim Spielzeugkauf unbedingt achten?
Das beste Spielzeug ist offen für Ideen, denn Kinder sollen nicht nur konsumieren, sondern gestalten können. So entstehen Fantasie, Kreativität und zugleich eine Brücke zwischen Großeltern und Enkeln, weil gemeinsames Spielen Nähe und bleibende Erinnerungen schenkt.
Das Interview führte Silke Schröckert.
Fotos: VamFeld/shutterstock.com, Playmais