Warum es okay ist, wenn die Großeltern ihre Enkelkinder verwöhnen

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Foto: Heide Pinkall / Shutterstock.com

Dieser Text ist eine exklusive Veröffentlichung aus dem Buch „101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen“* der Enkelkind.de-Gründerin Silke Schröckert. Das Buch mit 101 Mut machenden Anekdoten rund um die Themen Schwangerschaft, Familienleben und natürlich die wichtige Bedeutung der Großeltern ist im Herbst 2021 erschienen. 

„Das habt ihr mir aber nicht erlaubt, als ich klein war!“

Ich komme aus einem Ort in der Nähe von Kiel, und die Kieler Woche war für uns Kinder das jährliche Highlight: Zuckerwatte und Trampolin, Kinderschminken und Kaspertheater. (Gut, und irgendwo im Hintergrund findet eines der größten Segelsportereignisse der Welt statt – aber das interessiert dich eher weniger, wenn du drei, fünf oder sieben Jahre alt bist.) Meine Eltern waren immer großzügig an diesen Tagen. Nur eine Sache war aus ihrer Sicht „völlig überteuert“ und „absoluter Quatsch“: ein Folienballon. So ein mit Helium gefüllter, der richtig in die Luft steigt, und nicht einfach zu Boden sinkt. Sehnsüchtig stand ich Jahr für Jahr vor der bunten Auswahl am Luftballonstand, träumte vor mich hin, ob ich nun den Minnie-Maus-Ballon mit Glitzerohren oder den Arielle-Ballon mit schimmerndem Meerjungfrauenschwanz nehmen würde, wenn ich mir einen aussuchen dürfte.

Ich durfte nicht. Stattdessen wurde mir erklärt, dass „wir“ keine sechs Mark fünfzig für heiße Luft in einer Folie ausgeben.

Als unser Sohn vier und unsere Tochter anderthalb Jahre alt war, durften beide das erste Mal mit zur Kieler Woche. Ohne uns Eltern – ein Oma-Opa-Enkelkinder-Ausflug. Und was hielten beide in den Händen auf dem Foto, das ich hinterher zugeschickt bekam? Den „völlig überteuerten, absoluten Quatsch“, den „wir“ nicht kaufen, weil „wir dafür ganz bestimmt keine sechs Mark fünfzig ausgeben“. (Sechs Mark fünfzig kosten die Dinger heute übrigens nicht mehr, sondern acht Euro).

Fassungslos blickte ich aufs Handydisplay – und meine Anderthalbjährige strahlte stolz zurück, mitten in die Kamera, MEINEN Glitzerohren-Minnie-Maus- Ballon ums Handgelenk geschnürt. (Als ich das sah, war ich übrigens ganz sicher, dass ich DEN wollte, schon immer, und nicht Arielle.) Im Hintergrund grinste der Vierjährige seinen Lightning-McQueen-Ballon an.

Meine Eltern konnten sich übrigens beim besten Willen nicht daran erinnern, dass sie mir den bunten Ballonspaß früher verweigert haben. „Das habe ich so gar nicht in Erinnerung“, betont meine Mutter noch heute. Und wenn ich ehrlich bin: Das ist vollkommen in Ordnung. Dafür erfreuen sich jetzt, 30 Jahre später, gleich drei Generationen an der heißen Luft in teurer Folie: Meine Kinder sowieso. Meine Eltern, wenn sie die Freude meiner Kinder sehen. Und ich, wenn ich sie alle vier beim Glücklichsein beobachte.

In besseren überteuerten Quatsch kann man zweimal acht Euro gar nicht investieren.


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Über das Buch

Dieser Text ist eine exklusive Veröffentlichung aus dem Buch „101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen“ der Enkelkind.de-Gründerin Silke Schröckert.

In diesem Buch zeigt die Zweifach-Mutter anhand gesammelter Anekdoten von der Schwangerschaft bis zur Schulzeit, wie die gelernte Ratgeber-Theorie im Familien-Alltag wirklich aussieht. Mit Pizza im Kreißsaal, Tränenausbrüchen in Wegwerfunterwäsche, unbeschreiblicher Liebe und völlig neuen Prioritäten – nicht nur bei den frischgebackenen Eltern, sondern auch bei Oma und Opa …

„101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen“* ist unter der Dachmarke von Deutschlands ältester Elternzeitschrift „Leben & erziehen“ erschienen.


Foto: Heide Pinkall / Shutterstock.com

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