Kann man süchtig nach gemeinsamer Zeit mit den Enkelkindern sein? Diese Frage stellt sich Dreifach-Oma Corinna. Ihre Gedanken hat sie für Enkelkind.de aufgeschrieben.
Nie wollte ich eine dieser alten Frauen sein, die sich nur über ihre Enkel identifizieren.
Faszinierend, was einem als Oma teilweise nachts so durch den Kopf geht.
Mal wieder ist eine Tochter mit entzückender Enkeltochter abgereist. Sie wohnt 480 Kilometer entfernt. Also sehen wir uns nicht so bald wieder und in diesem besonderen Jahr sowieso nicht.
Hatte ich schon berichtet, wie toll meine Enkel sind?
An den Wochenenden vorher hatten wir die beiden anderen Enkel aus Hamburg abgeholt und bespielt. Herrlich! Ich bestaune die Entwicklung, die Fantasie, die Spielfreude, die Energie, den Wissensdurst, die Sanftheit, die Liebe, den Mut, die Kreativität, die Schaffenskraft und einfach alles an diesen kleinen Menschen. Sie tragen sogar einen Teil unserer Gene in sich. Ja, es ist manchmal auch anstrengend und wir Großeltern merken deutlich den Zahn der Zeit. Aber schon nach sehr, sehr kurzer Zeit möchte ich alle am liebsten sofort wieder bei mir haben.
Nie wollte ich so eine dieser komischen alten Frauen sein, die sich nur noch über ihre Enkel identifizieren und ständig darüber plappern, was die schon alles können. Hatte ich übrigens schon berichtet, wie toll der Große bereits in der 1. Klasse liest und die Mädchen mit vier und drei Jahren malen, Storys erzählen und klettern können? Und wie hübsch alle drei sind? Und wie groß?
Lass die süßen Enkel mein Leben bestimmen. Ist das wirklich schlimm?
Was heißt süchtig? Nicht wirklich etwas Gutes, oder? Mir fallen schon einige Suchtkomponenten ein. „Die Summe der Laster sei gleich…“ wurde mir mal charmant nahe gebracht, damit ich ohne schlechtes Gewissen statt Zigaretten Schokolade verschlingen kann. Das gefiel mir. „Richtig“ süchtig zu sein bedeutet für mich, dass ich nicht mehr Herr beziehungsweise Frau der Lage bin und etwas anderes mein Leben bestimmt. Das will man doch nicht, oder?
Ich denke gerade: JA! Lass doch bitte die süßen Enkel mein Leben bestimmen. Ich vermisse sie jeden Tag mehrmals, trotz beruflicher Aufgaben und reizvoller Hobbys. Und ist das nun wirklich schlimm? Nur dann, wenn ich nicht auf meine Signale nach Pausen und Ruhe höre. Zum Glück passt da der liebevolle Opa auch auf seine Frau auf. Irgendwie bekommt er als Mann das richtig gut in den Griff. Er ist echt traurig beim Abschied der weit entfernten Enkelin gewesen und leidet deutlich. Dann schaltet er pragmatisch nach kurzer Zeit um. Klasse! Er achtet auch bei den wunderschönen und sehr intensiven Tagen mit zwei Enkeln hier bei uns darauf, dass diese mithelfen und auch mal alleine spielen.
Ich liebe es, eine Oma zu sein!
Da habe ich als Mutter versucht, die Töchter zu selbstbewussten, emanzipierten Frauen zu erziehen und falle bei den Enkeln mit Leidenschaft in die Rolle des „Betüdelns“. Und ich genieße es. Doch, ich bekenne mich schuldig. Ich bin enkelsüchtig! Mit der nötigen Achtsamkeit für mich und mit einer satten Prise Humor.
Anders formuliert: Ich liebe es, eine Oma zu sein! So klingt es einfach netter.
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